Standpunkt: Schwache Öffentlichkeitsarbeit zur UN-Klimakonferenz

Standpunkt: Schwache Öffentlichkeitsarbeit zur UN-Klimakonferenz

Leonardo DiCaprio und Arnold Schwarzenegger lesen keine BDB-Pressemitteilungen. Die anderen 25.000 Teilnehmer auch nicht – selbst wenn der Begriff „Klimakonferenz“ darin vorkommt. Und viele Journalisten mögen sich beim Durchblättern der täglichen E-Mail-Flut angesichts altbekannter Daten von 2014 gedacht haben: „That‘s not news“. Derart unkreativ schafft es die Binnenschifffahrt neben den vielen bunten Veranstaltungen anderer Akteure zur UN-Klimakonferenz in Bonn nicht in den Fokus von Delegierten und Medien.

Schöne Zahlen vom Umweltbundesamt sind ein Argument – das Binnenschiff verursacht pro Tonnenkilometer im Schnitt 31 Gramm Kohlendioxid, der Lastwagen 101 Gramm. Dennoch haben diese seit 2014 bekannten Daten aus gesicherter Quelle den „nassen“ Verkehrsträger nicht zum Selbstläufer gemacht: Zwar versprechen Studien immer wieder etwas anderes. Doch obwohl Politiker immer wieder ihre Affinität zu Transportverlagerungen auf Schiff und Schiene bekunden, stimmen Transportstatistiken, Infrastruktur-, Innovations-, Emissions- und Personalprobleme der letzten Jahre die Branche insgesamt nicht sonderlich zuversichtlich.

Vertane Chance zur Mammut-Konferenz

Nun tagen vom 6. bis zum 17. November Delegierte aus aller Welt direkt am Ufer der meist befahrenen Wasserstraße Europas. Doch nutzt das Gewerbe die Chance, auf sich aufmerksam zu machen? Zwischen Fahrraddemonstration, Großkundgebung und Tagebaubesetzung, Greenpeace-Schiff, „Train-to-Bonn“-Sonderzug, Bahnhof-Eröffnung und dutzenden selbstbewusst für sich werbenden Elektro-Shuttlefahrzeugen geht eine kleine Pressemitteilung ohne Nachrichtenwert ganz schnell unter. Es lebe die Aufmerksamkeitsökonomie.

Argumente kreativ präsentieren

Dabei hätte es die malerische Rheinlage leicht gemacht, sich zumindest an den Rand des Sichtfeldes zu rücken. Es muss ja nicht gleich ein Promo-Schubleichter im Stil eines Muhboots sein. Der Möglichkeiten gibt es genug: Zwei schwarze „CO2-Ballons“, wie sie Umweltaktivisten zur Veranschaulichung gerne einsetzen, verdeutlichen den Unterschied zwischen Schiff und Lastwagen: Einer in der Größe der Weltkugel, wie sie an Deck der MS „Wissenschaft“ steht, beschriftet mit „Truck: 101 g CO2/tkm“ – daneben ein entsprechend kleinerer Ballon mit der Aufschrift „Inland Barge: 31 g CO2/tkm“.

Platziert auf dem Oberdeck eines der Hotelschiffe, auf denen Konferenzteilnehmer übernachten, oder abwechselnd an Deck vorbeifahrender Güterschiffe, wären sie mindestens ein Fotomotiv wert gewesen. Falls die Übergabe der Materialien an den nächsten Tal- beziehungsweise Bergfahrer oberhalb oder unterhalb von Bonn zu kompliziert ist, hätte es für den Anfang auch ein Transparent getan.

Alternativ hätte man versuchen können, die MS „Wissenschaft“ als kompletten Tagungsraum neben der Zeltstadt zu vermitteln. Familie Scheubner hätte am Rande der Veranstaltungen sicherlich aus erster Hand einiges zum Thema Umwelttechnik-Fortschritte an Bord erzählt. Ein anderer Ansatz: Ein Presse- oder Besichtigungtermin an Bord eines Technologieträgers. Einen solchen hatten HGK und Shell vor ein paar Jahren in Köln gestemmt. (Der HGK-Pressesprecher wechselte daraufhin zu Shell). Oder: Prominente als Fürsprecher gewinnen. Würde Grönemeyer als BDB-Ehrenmitglied „mehr Schiffsverkehr“ fordern und die UBA-Zahlen auf der Klimakonferenz vortragen, wäre eine größere Resonanz sicher gewesen.

Ungehörte Antwort und Lachnummer

So bleibt die dünne Auskunft seitens des Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt, man können ja in der nächsten Woche sehen, ob man noch einen Teilnehmer zur Konferenz schicke. Na, wenn das noch möglich ist. Ob und in welchen Bonner UN-Workshops die Hinterland-Logistik thematisiert wird, ist in Duisburg nicht bekannt. Ebenso wenig, wie das Binnenschiff eigentlich pro Tonnenkilometer 226 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen kann als der Lastwagen. 100 Prozent weniger wären schon null. Ein Fauxpas in der Pressemitteilung, der ungeprüft von Fachmedien übernommen auch nicht gerade für Glaubwürdigkeit sorgt.

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