„Vertom Tula“ als erstes Küstenmotorschiff mit Solar-Flatracks ausgerüstet

Das Schiff "Vertom Tula" auf dem Meer.
MV "Vertom Tula" mit Solarpaneelen an Deck. Bild: Wattlab

Das niederländische Solartechnik-Unternehmen Wattlab hat erstmals ein seetaugliches, skalierbares Solarsystem auf einem Küstenmotorschiff installiert. Wie die in Rotterdam ansässige Firma am 30. Oktober meldete, erhielt der 7.280-Tonnen-Mehrzweckfrachter MV „Vertom Tula“ 44 Solar-Panele, die zusammen in der Spitze 79 Kilowatt liefern und damit rund 20 Prozent des Bordstrombedarfs abdecken sollen.

MV „Vertom Tula“ wurde im Juli 2025 in Dienst gestellt. Das 118,6 Meter lange und 14,3 Meter breite Schiff ist mit einem dieselelektrischen Doppelantrieb unterwegs. Das Flatrack-Solarsystem wurde nun im Oktober im Hafen von Harlingen innerhalb eines Tages nachgerüstet.

Praxistaugliche Handhabung

Die Module lassen sich laut Wattlab über Container-Twistlocks nicht nur schnell befestigen, sondern bei Bedarf ebenso leicht wieder abnehmen: Wird Platz für eine Deckladung benötigt, lassen sich die Panele auf der Fläche eines 20-Fuß-Containers stapeln und lagern. Im normalen Lade- und Löschbetrieb können die Panele auf den Lukendeckeln befestigt bleiben.

„Die Crew war zunächst skeptisch und befürchtete zusätzliche Arbeit“, erklärte Bo Salet, Geschäftsführer und Mitgründer von Wattlab. „Sie stellte jedoch schnell fest, dass die Solar Flatracks in der Praxis einfach zu handhaben sind und nur minimalen Wartungsaufwand erfordern. So bildet sich beispielsweise keine Salzkruste, das Wasser kann ungehindert von den Modulen abfließen.“

Selbstfinanzierende Energiewende an Bord

Die Vertom Group hatte die Technologie zuvor in zwei Pilotprojekten getestet. Nach positiven Ergebnissen hinsichtlich CO2-Reduktion und Kapitalrendite sowie einer Prüfung durch die niederländische Forschungsorganisation TNO entschied sich das Unternehmen, „Vertom Tula“ mit dem Solar-System auszustatten.

Wattlab-Geschäftsführer Salet spricht von einem „technischen Meilenstein für die maritime Energiewende“. Das Projekt wurde teilweise durch den EU Just Transition Fund (JTF) gefördert.

Solarenergie in Küsten- und Binnenschifffahrt

Am 5. November meldete Wattlab einen weiteren Vertragsabschluss mit der norwegischen Berge Rederi. Diese will ihr im Bau befindliches Küstenmotorschiff „BRF Froan“ mit 96 Solar Flatracks ausstatten. Ebenso werden zwei Flettner-Rotoren an Bord sein.

Auf dem Rhein ist seit 2024 das Gütermotorschiff „Helios“ für die HGK mit Solaranlage unterwegs, im Sommer 2025 folgte „Blue Marlin“. Während das System auf „Helios“ lediglich das Bordstromnetz versorgen kann, lassen sich auf „Blue Marlin“ 35 Kilowatt Sonnenstromleistung direkt auf den dieselelektrischen Antrieb schalten. Einen umfangreichen Bericht über die Nutzung von Solarstrom an Bord hat im Dezember 2024 auch die Deutsche Verkehrszeitung verfasst.

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