Umschlags-, Hafen- und Schiffsbetreiber sollten Saugmaschinen einsetzen, um möglichst schadstoffarmes Waschwasser zu erzeugen. So lässt sich die Schlussfolgerung von Wissenschaftlern der Ostbayerischen Technische Hochschule Regensburg zusammenfassen, die sich ein Jahr lang mit Reinigungsmethoden, Vorgaben und Praxis im Rahmen des „Übereinkommen über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt“ (CDNI) befasst haben.
Gemeinsam mit dem Bayernhafen-Gruppe und der Reederei Bavaria haben die Professoren Andreas Ottl aus dem Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Walter Rieger, Experte für analytische Chemie und Umweltanalytik sowie Gefahrstoffbeauftragter der Hochschule, Laderaumreinigungen von insgesamt 65 Schiffen in neun Häfen unter die Lupe genommen. Ihnen zur Seite standen die wissenschaftlichen Mitarbeiter Simon Hofer, Agnes Kraml und Thomas Poxleitner. Am 17. Oktober präsentierten und diskutierten sie ihre Ergebnisse auch anhand einer Live-Reinigung im Regensburger Osthafen vor rund 100 Branchenvertretern.
Das Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz förderte das Projekt mit 150.300 Euro. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für einen Leitfaden dienen. Das Ministerium behalte sich aber grundsätzlich vor, detaillierte Ergebnisse weiterzugeben, der Leitfaden werde noch erstellt, hieß es gegenüber Bonapart aus der Hochschule. So steht bislang nur eine OTH-Pressemitteilung als Informationsquelle zur Verfügung.
Thematik weitgehend unerforscht
Je nach Transportgut und Anschlussauftrag muss der Laderaum eines Binnenschiffes nach CDNI unterschiedliche Reinigungsstandards erfüllen. Bei der Reinigung kommen mindestens Straßenbesen und Wasserschlauch zum Einsatz. Oft ist das Waschwasser etwa nach dem Transport von Düngemitteln derart verunreinigt, dass lokale Kläranlagen die Annahme verweigern oder Analysen einfordern. Die verursachen schonmal bis zu vier Tage Wartezeit.
Wie die Wissenschaftler herausfanden, reduziert der zusätzliche Einsatz von Handbesen, Kehrsaugmaschine, Industriesauger und Scheuersaugmaschine die Verunreinigung erheblich. Das nur leicht belastete Waschwasser dürfe bestenfalls direkt in die Kläranlage eingeleitet werden.
Die bisherige Reinigung müsse also erweitert, könne jedoch nicht ersetzt werden. Das koste allerdings zwei bis drei Stunden mehr Zeit und verursache Mehrkosten. Ausschließliche Trockenreinigung sei nicht zielführend. Die Reinigung von alten Schiffen mit Holzbeplankung, in denen sich zum Beispiel Düngemittelreste hartnäckig einlagern, stellte sich als problematisch heraus.
Schnelltest vorgeschlagen
Um die Einleitung in eine Kläranlage künftig zu beschleunigen, schlug Rieger einen Schnelltest der spezifischen Leitfähigkeit des Waschwassers vor. Dieser erlaube sofortige Rückschlüsse auf den Grad der Verunreinigung. In der Diskussion kamen auch alternative Entsorgungsmöglichkeiten, wie die Rückgewinnung von Düngemittel aus dem Waschwasser durch chemische Verfahren, zur Sprache.
An der Abschlussveranstaltung nahmen auch Winfried Kliche vom Bundesverkehrsministerium, Andreas Dicke von der Bavaria, Klaus Hohberger von der Bayernhafen-Gruppe sowie Andrea Wenzel von der BayWa teil. Wenzel wünschte sich an großen Häfen Waschanlagen mit automatisierter Einleitung in die Kläranlagen, ähnlich einer Autowaschanlage.
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