Binnenschiffer sauer: Liegeverbot am Kölner Rheinauhafen verhängt

Binnenschiffer sauer: Liegeverbot am Kölner Rheinauhafen verhängt

Rund 1,4 Kilometer Kailänge standen zwischen dem Fahrgaststeiger am Olympiamuseum und dem Autosteiger an der Südbrücke zur Verfügung. Eine stadtnahe Anlege- und Übernachtungsmöglichkeit, die Binnenschiffer gerne in Anspruch nahmen. Damit ist jetzt Schluss: Seit dem 6. Februar gilt ein Liegeverbot an der alten Kaimauer, lediglich das Ankern unmittelbar vor der Mauer bleibt gestattet (NfB 0216/2018). Die Liegestellenknappheit entlang des deutschen Rheinufers verschärft sich dadurch weiter.

Am 5. Februar hatten Binnenschiffer beobachtet, wie ein Handwerkertrupp die Halteringe mit der Flex entfernte. Da auch die Poller vermessen wurden, fürchteten die wasserseitigen Beobachter deren ebenfalls baldiges Verschwinden – und schlugen über die Sozialen Medien Alarm. „Es ist wie in allen Dienstleistungsbranchen: Auf die Schwächsten wird keine Rücksicht genommen“, klagte ein Betroffener gegenüber Bonapart. „Binnenschiffer werden in vielen Städten inzwischen wie Abschaum behandelt“, schimpfte ein anderer. „Wie soll klimaschonende Logistik auf dem Wasser denn noch funktionieren?“

Liegeplätze haben für Binnenschiffer eine ähnliche Bedeutung wie Rastplätze für LKW-Fahrer. Sie sind gefragt, um die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten, sofern die Besatzungsstärke keine durchgehende Fahrt zulässt. Und genau wie auf der Straße handelt es sich am Rhein um ein knappes Gut. Zwar können Schiffer im Fluss ankern, doch das gilt den meisten als weniger sicher und weniger komfortabel: Ein Anker muss erst einmal halten. Zudem fehlen Möglichkeiten für Landgang und Einkauf. Werden auf der Suche nach einem Liegeplatz Fahrzeiten überschritten, sind schnell Ordnungsgelder fällig. Ein elektronisches Reservierungssystem für Liegeplätze wie in Luxemburg gibt es in Deutschland nicht. Überall wo Wohnen am Wasser gefragt ist, entstehen Interessenkonflikte. Die Schiffer ziehen meist den Kürzeren.

Schadensfälle als Auslöser

Noch ist die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) für die Liegeplätze an dem zwischen 1998 und 2014 zum Quartier umgestalten ehemaligen Hafengelände zuständig. Das aktuelle Liegeverbot geht laut HGK-Sprecher Christian Lorenz auf zwei Schadensfälle während der vergangenen Hochwasser im Januar und im Dezember zurück. „Es hat Schäden in Höhe von 40.000 bis 50.000 Euro an der Kaimauer gegeben. Abgerisse Poller gefährden Schiff und Besatzung, so dass wir die Sicherheit nicht mehr gewährleisten können“, erklärt Lorenz. „Die Haltevorrichtungen wurden beim Bau vor über 100 Jahren für 50 Kilonewton Belastung ausgelegt. Heutige Schiffe sind deutlich größer, da wirken schonmal Zugkräfte von 300 Kilonewton.“

Die Tonnage unterstreicht die wirkenden Kräfte: Anstatt 600 Tonnen auf einem 67-Meter Schiff liegen heute auch mal 4.500 Tonnen Ladung auf einem 182-Meter-Koppelverband an der Mauer. Die Problematik ist die gleiche wie an der Ruhrschleuse sowie im Wesel-Datteln-Kanal: Die Infrastruktur wurde über Jahrzehnte nicht an die Schiffsgrößen angepasst. Vermutungen, die Tank- und Güterschifffahrt solle ertragreichen Flusskreuzfahrt-Anlegern weichen, erteilt Lorenz eine Absage: „Derartige Pläne sind uns nicht bekannt.“ Natürlich bedaure man den Wegfall, doch sei bundesweit die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung für die Bereitstellung von Liegeplätzen verantwortlich.

Binnenschiffer sauer: Liegeverbot am Kölner Rheinauhafen verhängt

WSA unzufrieden

„Mit der Entwicklung der Liegeplatzsituation in und um Köln sind wir nicht zufrieden“, sagt Christian Hellbach vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Köln. „Liegestellen sind gerade bei Hochwasser sehr gefragt, das hat sich gerade wieder gezeigt.“ Von Amtsseiten her gibt es Überlegungen, wie die Liegeplätze wieder ertüchtigt werden können. Von der Ruhrschleuse ist bekannt, dass neue Halteeinrichtungen meterweit im Erdreich verankert werden müssten. Das könnte sich auf bebautem Gelände und wegen der dahinter liegenden Tiefgarage als schwierig herausstellen.

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) hat darüber hinaus erfahren, dass das WSA eine Dalben-Lösung prüfen will. „Anstatt direkt vor die Mauer könnte man die Dalben doch gleich einen Kilometer flussaufwärts zwischen Südbrücke und die Rodenkirchener Autobahnbrücke setzen“, sagt ein Binnenschiffer. Dort gibt es keine Wohnbebauung, aber eine Straßenbahnhaltestelle. „Mit dieser Verlegung wäre uns Schiffern ebenso geholfen wie den lärmgeplagten Anwohnern. Es darf aber nicht sein, dass erst alles entfernt wird und hinterher doch keine neuen Liegestellen geschaffen werden, weil die Schiffer die Situation still und leise einfach hinnehmen.“

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