Die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt hat am 31. März ihren ersten Quartalsbericht 2016 vorgestellt. Die Marktbeobachtung enthält einen Bericht für 2015 – sowie positive Prognosen für das laufende Jahr. Mit der aktuellen Ausgabe sind die Marktbeobachtungen nun auch online besser verfügbar. Zudem sollen sie künftig häufiger erscheinen.
Der Güterverkehr auf dem Rhein lag in den ersten drei Quartalen 2015 mit rund 145 Millionen Tonnen um 1,5 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Die Rückgänge in der zweiten Jahreshälfte werden vor allem durch die gesunkenen Transporte von trockenen Massengütern und Containern bedingt. Grund dafür ist das Niedrigwasser, durch welches weniger Ladung pro Schiff transportiert werden konnte. Jedoch waren dafür 20 bis 30 Prozent mehr Fahrzeuge im Einsatz und die Frachtraten und Umsätze wurden belebt.
Die Neubauten in den Jahren 2013 bis 2015 sind allerdings gering geblieben. Sie belaufen sich in der Trockenschifffahrt auf ein Prozent und in der Tankschifffahrt auf sieben Prozent der westeuropäischen Flottenkapazität. Ein Plus verbuchte in den vergangenen drei Jahren dagegen die Passagierschifffahrt mit 80 neuen Kreuzfahrtschiffen, wovon allein 30 auf das Jahr 2015 kommen. Der Umsatztrend zeigt sich besonders bei auf US-amerikanische Kunden spezialisierten Unternehmen.
Öl sticht Kohle aus
Für das Jahr 2016 erwartet die ZKR eine positive Transportkonjunktur. Vor allem soll es Steigerungen bei Sanden, Erden und Baustoffen geben, die seit Jahren leichte Zuwächse verzeichnen. Auch bei Land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen, Metallen und sonstigen Gütern erwarten die Beobachter ein Wachstum. Feste Brennstoffe wie Steinkohle und zum Teil auch Eisenerze sind von der Konjunktur in der Stahlindustrie abhängig, die sich in einer Schwächephase befindet. Zusammen mit der aktuellen Ausrichtung der Energiepolitik auf erneuerbare Energien sinkt damit die Nachfrage nach Kohle. Das Gesamtwachstum der Trockengüter wird auf etwa drei Prozent geschätzt.
In der Tankschifffahrt rechnet die ZKR mit einem Zuwachs von drei bis fünf Prozent. Dies liegt vor allem an der hohen Nachfrage nach Mineralölprodukten, die wegen der momentan niedrigen Ölpreise gefragt sind. Die Schließung der Schweizer Tamoil-Raffinerie in Collombey begünstigt den Transport auf dem Rhein, da die bisherigen Pipeline-Lieferungen der Schweiz durch Schiffs-Importe ausgeglichen werden. Auch der Transport chemischer Erzeugnisse entwickelt sich den Schätzungen zufolge weiterhin positiv.
Flusskreuzfahrt auf der Überholspur
Für das Jahr 2017 rechnet die ZKR mit einer verhalten positiven Entwicklung. In der Güterschifffahrt sei mit einem Anstieg des Beförderungsvolumens um rund drei bis vier Prozent zu rechnen. Die betriebliche Rentabilität steige auf Grund der Marktsituation aber nur in kleineren Schritten. Die Flusskreuzfahrt darf weitere Umsatzsteigerungen erwarten. Allerdings seien diese mit mehr Risiken verbunden, da die fortwährende Abkopplung der Angebots- von der Nachfrageseite zu einer höheren Anfälligkeit für plötzliche ökonomische Schwankungen führt.
Marktbeobachtung 2.0
Die ZKR erhebt und analysiert seit fast 20 Jahren Daten für die von ihr veröffentlichten Marktbeobachtungsberichte der europäischen Binnenschifffahrt. Die Beobachtung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowie der strukturellen und konjunkturellen Tendenzen auf dem westeuropäischen Markt sollen zur strategischen Entscheidungsfindung in diesem Sektor beitragen. Die ZKR wird seit 2005 von der Europäischen Kommission mitfinanziert, sodass der Erfassungsbereich von der Rheinschifffahrt auf die gesamte europäische Binnenschifffahrt ausgeweitet werden konnte.
Aktuell ist ein Projekt für die Fortführung der Marktbeobachtung von 2016 bis 2018 vorgesehen. Im Rahmen dieses Projekts sind die Marktbeobachtungsberichte ab diesem Jahr neben der bestellbaren Printversion auch als Internetseite unter www.inland-navigation-market.org verfügbar. Geplant sind jährlich drei regionalspezifische Ausgaben im März, September und Dezember sowie eine gesamteuropäische Übersicht im Juni, die auch den Jahresrückblick und Prognosen umfassen soll.
Das neue Online-Format hat ein schlichtes Layout und ist durch übersichtliche Kapitelunterteilungen leicht zu handhaben. Alle Texte werden in Französisch, Niederländisch, Deutsch und Englisch angeboten. Der Wechsel zwischen den Sprachen ist jederzeit problemlos möglich. Etwas Verbesserungsarbeit hat die ZKR allerdings noch vor sich.
Zumindest in der deutschen Version muten die Zeilenumbrüche der Überschriften teils seltsam an und auch die Groß- und Kleinschreibung verwirrt etwas. Als größter Kritikpunkt bleibt noch die Browserabhängigkeit. Die Website ist zwar für Mobilgeräte geeignet, aber mit Firefox kann beispielsweise nicht innerhalb der einzelnen Kapitel navigiert werden. Wenn diese kleinen Schönheitsreparaturen noch erfolgen, steht dem Online-Leseerlebnis nichts mehr im Weg.
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