Schweizer Häfen bestellen neues Arbeitsboot in den Niederlanden

Schweizer Häfen bestellen neues Arbeitsboot in den Niederlanden

Die Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) wollen Anfang 2017 ein neues Schub- und Schleppboot in Dienst stellen. Wie das Unternehmen am 18. Dezember meldete, genehmigte der Verwaltungsrat den rund vier Millionen Franken oder 3,7 Millionen Euro teuren Neubau. Er soll bis zur Hochwassermarke II bei Pegelstand 790 Zentimeter ohne Einschränkungen arbeiten können.

Das für die speziellen Anforderungen der Stadtstrecke Basel konzipierte Boot mit 977 Kilowatt Leistung soll bei einem Tiefgang von 1,80 Metern 29 Meter lang und 10,30 Meter breit werden. Den Zuschlag erhielt die Groningen Shipyard, die bislang hauptsächlich Küsten- und Tankmotorschiffe baut. „Eine solche Kombination aus Schub- und Schleppboot wurde lange nicht mehr auf Kiel gelegt“, erklärte Werftgeschäftsführer Daniel Gausch gegenüber Bonapart. „Für uns ist es das erste Fahrzeug dieses Typs.“

Dienstleister widersprechen ursprünglicher Mitteilung

Die Verträge mit den bisherigen Betreibern der Schub- und Schleppdienste zwischen Kembs und Rheinfelden sollen Ende 2016 auslaufen, die Neuvergabe erfolgte im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung. Das Ende ihrer Lebensdauer haben das Schleppboot „Lai da Tuma“ und das Schubboot „Vogel Gryff“ jedoch noch lange nicht erreicht, widersprachen deren Betreiber Presseberichten, die auf der ursprünglichen SRH-Mitteilung beruhen. Der Text ist inzwischen korrigiert. Die beiden über viele Jahre zum Baseler Stadtbild gehörenden Wasserfahrzeuge werden wahrscheinlich verkauft, erklärten Michael Gründler und Roger Mehlin gegenüber Bonapart.

Für seine auch als Eventschiff genutzte „Lai da Tuma“ habe Mehlin bereits Interessenten. Geärgert hatte sich der Geschäftsführer der Pamina Tankschifffahrt auch über die Darstellung, sein Schiff könne die auf der Stadtstrecke für manche Fahrzeuge vorgeschriebenen Vorspanndienste nur bis zu einem Pegelstand von 640 Zentimetern leisten. „Wir haben schon immer bis 790 Zentimeter geschleppt. Das werden wir auch bis Ende 2016 noch tun“, so Mehlin.

Gründler, Geschäftsführer der Neco Schifffahrt, klärte das Missverständnis der verallgemeinerten Darstellung auf: Ab 640 Zentimetern seien für den Schubdienst mit dem „Vogel Gryff“ aufgrund der Überlänge ein Lotse beziehungsweise eine Sondergenehmigung erforderlich. Der knapp sechs Meter kürzere Neubau habe dieses Problem nicht mehr.

Engpässe befürchtet

Allerdings könne es bei Hochwasser oder Havarien zu Kapazitätsengpässen im Schub- und Schleppdienst kommen, wenn nur noch ein Boot ohne Ersatz vorgehalten werde. „Da mache ich mir als Tankreeder nicht nur Sorgen um längere Reisezeiten, sondern auch um die Attraktivität der schweizerischen Häfen allgemein“, so Gründler. Dabei weist die SRH die Beschaffung des neuen Bootes als eine von mehreren Maßnahmen eines Aktionsplans zur Kapazitätssteigerung der schweizerischen Rheinschifffahrt aus. Der Plan soll im Januar 2016 vorgestellt werden.

Gebündelte Kernkompetenzen

Keinen Grund zur Sorge sieht André Auderset von der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft (SVS): „Die beiden Boote konnten ohnehin nicht mehr wirtschaftlich ausgelastet werden. Und in Spitzenzeiten wäre es kein Problem, Schlepper-Kapazitäten einzuchartern. Der Neubau ist für die schweizerischen Häfen in jeder Hinsicht ein Fortschritt.“

Ebenfalls hat sich der Hafenbetreiber SRH entschlossen, die Lotsendienste im Verlauf des Jahres 2016 organisatorisch einzugliedern. Sie wurden bisher von einem eigenständigen Verein angeboten. Dies sei aus Synergiegründen ebenso sinnvoll wie die Übernahme der Schub- und Schleppdienste, schreibt die SRH.

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