Schönheit contra Sicherheit: Streit um Havarieanlegestelle in Bingen

Schönheit contra Sicherheit: Streit um Havarieanlegestelle in Bingen

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen hat Ende Februar seine Pläne für eine Havarieanlegestelle bekannt gegeben. Nach Meinung der SPD-Ratsfraktion zerstört der Anleger aber die Optik des Rheinufers. Ein Kompromiss zeichnet sich ab. Das WSA hat weitere Pläne in der Schublade.

Die Gebirgsstrecke zwischen Bingen und St. Goar gilt als havariegefährdet. Bisher werden havarierte Schiffe an der Binger Mauer untersucht. Diese Spundwand ist für moderne Schiffsgrößen jedoch zu klein und instabil. Laut WSA-Sprecher Florian Kreckel wurde sie bereits 2007 aus optischen Gründen für die Landesgartenschau um 2,5 Meter abgesenkt. Eine geringere Absenkung von einem Meter konnte das Amt damals nur für ein 70 Meter langes Teilstück aushandeln. „Die gesamte Statik leidet seitdem unter dem Eingriff“, so Krekel.

SPD fordert harmonisches Rheinufer

Fünf bis sechs Dalben sollen die Spundwand nun entlasten. Der Umbau bedürfe rein rechtlich keiner Zustimmung der Stadt, man wolle aber konstruktiv zusammenarbeiten. Spätestens 2017 soll der Umbau abgeschlossen sein. Auf die im Stadtrat vorgestellten Pläne folgte eine direkte Ablehnung seitens der SPD. Die neuen Dalben ragen laut Planung drei Meter über die bisherige Spundwand. Damit zerstören sie das Landschaftsbild, findet Parteisprecher Michael Hüttner, der großen Wert auf „Harmonie und Schönheit des Rheinufers“ legt.

Im Rahmen der Landesgartenschau habe sich die Partei für das umgestaltete Ufer eingesetzt. Nun könne man nicht dessen Zerstörung verantworten. Als Alternative schlägt Hüttner eine Verlegung der Anlegestelle außer Sichtweite des Gartenschaugeländes vor. Auch eine variabel einsetzbare Aufstecklösung könne er sich vorstellen. „So viele Schiffe sind es ja nicht,“ sagt Hüttner.

WSA zeigt sich diplomatisch

Eine mögliche Verlegung werde laut WSA derzeit vom Bauausschuss der Stadt Bingen geprüft. Allerdings ist die geplante Stelle an besagter Mauer am besten geeignet. Die geringe Strömung erlaubt es hier Tauchern, Schiffe schnell zu untersuchen. Die von Hüttner vorgeschlagene Aufstecklösung ist bisher weder finanziell noch technisch geklärt. Sollten beide Alternativen scheitern, bliebe noch die optische Modifizierung der Dalben. Hüttner habe bereits einen Farbgestalter konsultiert. Das WSA hat gegen eine veränderte Farbe oder Form keine Einwände.

Mehr Anlegeplätze in Planung

Die Reaktion der SPD hat bei vielen Binnenschiffern Empörung ausgelöst. Die Schönheit des Ufers gelte anscheinend mehr, als die Bedürfnisse der Menschen auf dem Wasser. Zudem ist die „Rheinschiene“ transeuropäische Verkehrsachse. Schlechtere Bedingungen für den Transport zu Wasser hätten eine höhere Belastung des Landverkehrs zufolge. Die damit verbundenen Emissionen dürften auch dem Interesse der Bingener SPD entgegenstehen, die sich derzeit für eine Minderung des Fluglärms aus Frankfurt sowie immer wieder gegen den Bahnlärm einsetzt.

Das WSA bemüht sich derzeit auch um verbesserte Anlegestellemöglichkeiten in Bingen. Krekel erklärte gegenüber Bonapart, dass es bisher unveröffentlichte Pläne für einen Anleger östlich der umstrittenen Spundwand gibt. Hier sollen Übernachtungs- und Autoabstellmöglichkeiten entstehen. Die Stadt sei bereits einverstanden.

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