Neuer Schubleichter „Nepomuk“ spart zehn Prozent Sprit

Neuer Schubleichter „Nepomuk“ spart zehn Prozent Sprit

Am 10. Juni hat die Schifferfamilie Zöller einen neuen Leichter für ihr Schubgütermotorschiff „Joh.v.Nepomuk“ in Betrieb genommen. Einen Monat später berichtet Schiffseigner Albrecht Zöller von einer erreichten Kraftstoffersparnis von etwa 10 Prozent. Zöller: „Eventuell ist da noch mehr drin.“

Die Fertigstellung eines Neubaus feierte die Erlenbacher Schiffswerft, wo „Nepomuk“ binnen eines Jahres entstanden war, zuletzt 2010. Deutliche tiefer im Archiv musste Familie Zöller graben: Der letzte Neubau datiert auf knapp 100 Jahre zuvor. Doch immerhin war der 51 Meter lange Segler „Walburga“ schon aus Eisen und mit einem 23 PS starken Glühkopfmotor ausgestattet.

Über das Schiff des Ur-Urgroßvaters und MSG-Mitbegründers hatte Tobias Zöller zu Schulzeiten eine Facharbeit angefertigt. Nun durfte der älteste von drei Söhnen des Schiffseigners Albrecht Zöller den Neubau mit Heimathafen Hassfurt taufen. „Im Vergleich zur WALBURGA ist der Neubau hier vor uns riesig und hochmodern“, resümierte Tobias Zöller, bevor er die Sektflasche an den 80 Meter langen Rumpf schlug.

Leicht und wirtschaftlich

Inklusive des Strömungskörpers am Heck misst „Nepomuk“ in der Länge 92 und in der Breite 10,70 Meter. Dank Leichtbauweise wiegt die Einheit rund 370 Tonnen, so dass der Leertiefgang gerade einmal 52 Zentimeter beträgt. Bei einem Tiefgang von maximal 2,75 Meter kann der Leichter 1.900 Tonnen Ladung aufnehmen, etwa 520 Tonnen mehr als die alte Einheit. Der Schwalbenschwanz und die von der Bauwerft entwickelte Bugform tragen einem wirtschaftlichen Treibstoffverbrauch des gesamten Verbands Rechnung.

Gegen Ende der Stahlbauarbeiten installierte die MSG-Werkstatt aus Dorfprozelten die Schiffselektrik und den Radarmast. Anker- und Verholwinde stammen von Steger & Windhagen, die Ankerausrüstung von der Duisburger Kettenfabrik. „Nepomuk“ besitzt eine Vierkanal-Bugruderanlage der Firma Verhaar, die von einem Volvo Penta Dieselmotor mit 478 kW angetrieben wird. Zwei Hatz-Aggregate vom Typ Silent Pack mit 15 und 30 kW Leistung übernehmen die Energieversorgung. Alu-Lukendeckel von Blommaert schützen die beiden Laderäume vor Witterungseinflüssen.

Bereits in der Vorbereitung fertigte das Ingenieurbüro Braun & Steigerwald aus Dorfprozelten technische Unterlagen und Berechnungen an. Mit Unterstützung der R+V Bank Würzburg stemmte Zöller die Finanzierung des 1,35 Millionen Euro teuren Projekts.

Vertrauensvolle und freundschaftliche Atmosphäre

Zum ersten Mal vertrat Josef Honner, Betriebsleiter und Prokurist die Werft als Taufredner. „Sachliche Argumentation und gegenseitiges Verständnis sorgten für eine sehr vertrauensvolle und freundschaftliche Atmosphäre, was heutzutage leider nicht immer üblich ist“, berichtete Honner über die Zusammenarbeit.

Albrecht Zöller, der die Bauaufsicht selbst führte, zeigte sich mit der Leistung der 38-köpfigen Werftbelegschaft und den anderen Beteiligten rundum zufrieden – von der Inzahlungnahme des alten Leichters durch die Firma Domarin, die ebenso wie die Erlenbacher Schiffswerft der Familie Johann Brunner gehört, bis hin zum Feinschliff an Deck.

Zöller, der 1972 seine Lehre als Binnenschiffer begann, hatte zuvor lange überlegen müssen, ob er seinen Neubau feierlich taufen lassen sollte. „Einerseits ist es ja nur ein Leichter“, war ihm immer wieder durch den Kopf gegangen. „Andererseits ist es schon etwas Besonderes, wenn ein Schiff hier so jungfräulich schwimmt und seinen Namen erhält. Es hat das Recht, getauft zu werden!“

Der Meinung waren auch die MSG-Vorstände Klaus Fuß, Manfred Mohr und Martin Staats. „Auch die MSG ist ein bisschen stolz auf den Neubau“, erklärte Staats. „Er dokumentiert das Engagement eines Mitglieds für die Schifffahrt in dieser doch wirtschaftlich schwierigen Zeit.“

Neuer Schubleichter „Nepomuk“ spart zehn Prozent Sprit

Der Branche treu bleiben

Wie es um die Branche steht, weiß auch Taufpate Tobias Zöller. Eingeschrieben im Studiengang Logistik an der FH Schweinfurt will er im kommenden Wintersemester mit seiner Bachelor-Arbeit anfangen. Dennoch will der gelernte Binnenschiffer der Branche treu bleiben – und vielleicht den Familienbetrieb in sechster Generation fortführen.

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