Buchvorstellung: Rheinorangen – Ein Road-Movie auf dem Fluss

  • Von Christian Grohmann
  • 21.11.2013
  • Panorama
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Buchvorstellung: Rheinorangen – Ein Road-Movie auf dem Fluss

Sicherlich, es gibt Bücher, wie „Der Rhein – von der Mündung bis zur Quelle“, die eine schön schwelgerische Beschreibung der Landschaft entlang des größten deutschen Flusses beinhalten, auf Dauer aber langweilig für den Leser werden, weil es doch zumeist subjektive Reiseerinnerungen sind.

Der Rheinhauser Autor Cornelius Monte geht in seinem Erstlingswerk „Rheinorangen“ geschickter vor, und entwickelt eine Mixtur aus unerfüllter Liebesgeschichte und subkultureller Reiseerzählung, die den Leser irgendwann anfängt zu fesseln – zwischen dem Ruhrorter Binnenhafen und dem Europort Rotterdam begegnen dem jungen Helden unzählige Abenteuer – kurzum es entwickelt sich eine moderne Odyssee auf einem Binnenschiff bei schwerem Hochwasser entlang des Rheins.

Der Inhalt

Der Ich-Erzähler heuert im Ruhrorter Hafen bei einer erfahrenen Crew auf einem Schubboot an. Das Ziel ist Rotterdam – dort will er seine verflossene Liebe suchen, die inzwischen in der urbanen Metropole ein geheimnisumwittertes Leben in der DJ-Szene führen soll. Nun muss er sich an Deck gegen die alten „Seebären“ durchboxen, die ihm teils hilfreich, aber auch missgünstig begegnen – das gelingt ihm irgendwann und er bekommt seine „Matrosentaufe“ – mit Genever und Flusswasser.

Authentisch bis surreal

Besonders ins Auge sticht bei der Erzählung die Detailverliebtheit, mit der Cornelius Monte das Milieu am Hafen, das Schiff und die handelnden Charaktere seines Werkes in Szene setzt. Metaphysisch, ja schon fast pantheistisch malt er dagegen die Landschaften, die ihn auf der Rheinreise bis hin zu seinem Zielort begleiten – und fast mystisch muten die Rückblenden an, in die sich der junge Held immer wieder verstrickt, die sodann aus der Realität ins fast Surreale entwickelt werden und welche die eigentliche Triebfeder seiner Reise sind. Wirklich genial aber sind die Ausflüge in die Mythologie, die den Ich-Erzähler wie einen modernen Odysseus auf seiner Irrfahrt erscheinen lassen.

Bemerkenswert ist die Authenzität, mit der seine geschaffenen Personen agieren: der Bootsmann van Haan artikuliert sich in einem glaubwürdigen Kauderwelsch aus Holländisch und Deutsch, ja sogar auf „Seemanns-Latein“, während der typische Ruhrpottmatrose konsequent in seinem Jargon spricht.

Demgegenüber stehen Ausflüge in die Geschichte des unteren Niederrheins und der Niederlande, auch der Tulpenwahn und der 80-jährige Krieg werden in die abenteuerliche Geschichte miteinbezogen, ohne dass der rote Faden verschütt geht. Real existierende Figuren und Anekdoten bekommen mitunter mythologische Bedeutung in der Darstellung des Autors.

Ein richtiger Niederrhein-Roman

Und richtig spannend wird es am Ende, als der junge Held mit Teilen der Bootscrew unerlaubt unter Alkoholeinfluss im hochwasser-überfluteten Rotterdam von Bord geht, und in einen subkulturellen Techno-Temple eintaucht, in dem er vermutet, dass dort seine Liebe als D-Jane arbeitet. Der überraschende Ausgang des Romans wird an dieser Stelle nicht verraten.

Der Bucheinband „Kinder im Hafen“ von August Macke zeigt den Anspruch des Autors auf – eine Schwachstelle bleibt allerdings die Blocksatzformatierung in der 1. Auflage des beim Düsseldorfer Verlag „edition oberkassel“ erschienenen Werkes.

Fazit: Endlich mal ein Duisburg-Niederrhein-Roman, der diesen Namen verdient, eine moderne Geschichte, die sich keinem Genre unterordnen will, dabei eine gelungene Melange aus Love-Story, Abenteuerroman, und moderner Reiseerzählung abliefert – ein Gegenwartsroman, der nicht nur bei Binnenschiffern Anklang finden wird, wobei die Skulptur „Rheinorange“ im Ruhrorter Hafen den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bildet.

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Der Autor liest am Sonntag, den 15. Dezember in Duisburg-Ruhrort, im Kulturcafe „Lokalharmonie“, Harmoniestraße 41.

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