In Antwerpen soll ab 2022 ein Hafenschlepper mit Methanol-Verbrennungsmotor zum Einsatz kommen. Wie der Hafenbetreiber am 23.6. meldete, fiel der formale Startschuss für den Umbau des „Methatug“ mit Erteilung der Zulassung am 5. Mai. Das Fahrzeug entsteht im Rahmen des europäischen Fastwater-Projekts.
Formell ist der Schlepper ein Binnenschiff. Als solches unterliegt „Methatug“ auch im Hafen Antwerpen den Vorschriften der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR). Um eine Sondergenehmigung zu erwirken, stellten die Projektbeteiligten ihr Vorhaben vor rund 18 Monaten dem europäischen Komitee für die Festlegung von Normen in der Binnenschifffahrt (CESNI) vor. Nach mehreren Feedback- und Anpassungsrunden wurde das Konzept bei der Europäischen Kommission eingereicht und genehmigt.
Europäisches Konsortium
Das Fastwater-Projekt ist ein Konsortium aus Industrie und Forschungseinrichtungen. Diese wollen zeigen, dass sich erneuerbares Methanol als Kraftstoff für eine CO2-neutrale Schifffahrt eignet. Das gesamte Projekt wurde durch das europäische Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 gefördert.
Mit an Bord ist das belgische Ingenieurbüro Multi, das die Machbarkeitsstudie erstellte, die für den Entwurf verantwortliche schwedische Firma Scandinaos, die für den Umbau des Motors sowie den Einbau der Methanoltanks und Leitungen zuständige Anglo Belgian Corporation (ABC) sowie die deutsche Firma Heinzmann, die die Einspritzventile anpassen wird.
Der Hafen Antwerpen bestellte 2019 bereits den „Hydrotug“, einen Schlepper dessen Motoren Wasserstoff in Kombination mit Diesel verbrennen. Bis 2025 will der Hafen, der bereits Flüssigerdgas (LNG) in seinen Bunkermarkt integriert hat, ein vollwertiger Multi-Fuel-Port werden, in dem See- und Binnenschiffe neben konventionellen Kraftstoffen auch Methanol, Wasserstoff oder Strom bunkern können.
„Erneuerbares“ Methanol: Energiewende für die Binnenschifffahrt
„In diesem Projekt galt es zahlreiche technische und regulatorische Herausforderungen zu überwinden“, sagte Hafenchef Jacques Vandermeiren. „Wir hoffen, dass andere Häfen unserem Beispiel folgen und sich von unseren Erfahrungen inspirieren lassen.“ CESNI-Sekretär Benjamin Boyer erklärte, dass die Erfahrungen mit dem Hafenschlepper – sofern sie positiv ausfallen – ein wichtiger Schritt für die laufende Zulassung von Methanol als Kraftstoff für die Binnenschifffahrt seien.
Auf der Ostsee ist die „Stena Germanica“ bereits seit 2015 größtenteils mit Methanol unterwegs. Am 24. Juni meldete der Fährbetreiber Stena Line, erstmalig Methanol gebunkert zu haben, das aus Kohlendioxid gewonnen wurde, welches bei der Stahlproduktion angefallen ist. Bislang wird Methanol hauptsächlich aus Erdgas hergestellt. Als Basis können aber auch Zellstoffe, Biomasse oder Abfall dienen. Der größte Vorteil von Methanol als Schiffstreibstoff ist der geringere Schadstoffausstoß: Laut Stena fallen gegenüber dem auf der Ostsee üblichen Marinediesel (MGO) 90 Prozent weniger Schwefeloxide und Partikel sowie 60 Prozent weniger Stickoxide an. Allerdings ist auch Methanol nur dann „erneuerbar“, wenn es aus regenerativen Energien produziert wird. Der Wirkungsgrad bei der Methanol-Herstellung aus CO2 beträgt dieser Studie zufolge maximal 50 Prozent
Bild: Der zum „Methatug“ umzubauende Schleppper. Bildmontage: Hafen Antwerpen
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