Schwergut: VEMAGS soll Wasserstraßen als Alternativlösung anzeigen

Schwergut: VEMAGS soll Wasserstraßen als Alternativlösung anzeigen

Wer Schwergut- und Großraumtransporte (GST) auf der Straße plant, muss sich die Route genehmigen lassen. Auf der Wasserstraße ist das nicht nötig. Obwohl es weitere Gründe für Verkehrsverlagerungen gibt, steigt die Zahl der Schwertransporte zu Land stärker an. Um dem entgegenzuwirken, soll das VEMAGS-Genehmigungsportal künftig Binnenschiffsrouten als Alternativen anzeigen.

VEMAGS steht für „Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte“. Über die eGovernment-Anwendung werden mittlerweile 99 Prozent aller Anträge abgewickelt. Auf dem zweiten Forum Sondertransporte des Shortsea Shipping and Inland Waterway Prommotion Center (SPC) am 8. November präsentierten das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) und VEMAGS-Betreiber Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement den über 60 Teilnehmern erstmalig aktuelle belastbare Zahlen.

Schwergut-Markt wächst

Laut Wolfgang Severing vom BAG wurden 2016 für die Straße 359.534 Anträge gestellt. Ein Jahr später waren es 393.572 und bis zum 30. September 2018 bereits 299.653. Auf das Binnenschiff entfielen 479 in 2016, 690 im vergangenen Jahr und bis bis Ende September bereits 559. Für die Schiene wurden im gleichen Zeitraum 9.691, 9.735 sowie 5.492 Transporte beantragt. Severing schätzt, dass es deutlich mehr Anträge gibt, da Dauergenehmigungen nicht untersucht wurden.

Inklusive Dauergenehmigungen seien es 500.000 Anträge und fast 600.000 erteilte Bescheide in 2017 gewesen, erklärte Marcus Sütterlin von Hessen Mobil. Für 2019 kündigte er an, dass dem Anwender künftig automatisch eine Alternative zum klassischen Straßentransport vorgeschlagen wird. „Es ist ein richtiger Schritt, VEMAGS in eine multimodale Richtung weiter zu entwickeln“, freute sich SPC-Geschäftsführer Markus Nölke. Er sehe in dieser erweiterten Transparenz Potenzial für eine gleichwertig am Wettbewerb beteiligte Binnenschifffahrt. Das wolle er unterstützen.

Negativbescheinigung in neuem Licht

Ebenfalls konnte sich Nölke vorstellen, die in der Praxis kaum berücksichtigte und 2017 aus der Verwaltungsvorschrift gestrichene Negativbescheinigung zu unterstützen. Allerdings unter der Prämisse der Überprüfbarkeit. „Vorstellbar wären hier beispielsweise festgelegte Parameter wie Transporte ab einem gewissen Übermaß, einer Distanz oder Tonnage. Vor allem bei großen Umwegen, sollte es vorher eine Überprüfung geben. Wir gehen davon aus, dass das die Anzahl der zu überprüfenden Anträge deutlich reduzieren würde“, so Nölke.

Impulse

Logistikerin Andrea Kowalski von Siemens zählt sich zu den Verfechterinnen des Wasserwegs, in ihrem Unternehmen laufen jährlich etwa 100 Schwertransporte über das Binnenschiff. „Wenn beispielsweise eine Turbine in einem Kraftwerk ausfällt, muss sie schnell ersetzt werden“, berichtet sie im Hinblick auf die Verfahrensdauer bei Genehmigungen für einen Straßentransport.

Für einen Schwergut-Linienverkehr warb Heinz Rößler von der Spedition Kübler. „Wenn Spediteure ihre Ladungen auf einem Schiff konsolidieren, ist das für alle eine Win-Win-Situation. Die Straße wird entlastet, ausgelastete Relationen können zu einem günstigen Preis angeboten werden und die Ankunft der Fracht ist sicher planbar.“ David Schütz von der Deutschen Binnenrederei will sich stärker auf den Schwergut-Markt konzentrieren, da es sich um einen Wachstumsmarkt handelt und andere Gütersegmente rückläufig sind.

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