Onlinedienst: Digitaler Schifffahrtsassistent startet im Herbst in den Feldtest

Onlinedienst: Digitaler Schifffahrtsassistent startet im Herbst in den Feldtest

Pegelprognose, Schleusenverkehrslage, Liegeplatzverfügbarkeit: Mit einem Digitalen Schifffahrtsassistenten (DSA) wollen die Managementberatung BearingPoint aus Frankfurt, die Technische Universität Berlin und die Bundesanstalt für Gewässerkunde aus Koblenz die Binnenschifffahrt 4.0 einläuten. Wie BearingPoint als Projektkoordinator am 6. März meldete, soll ein Prototyp des neuen Dienstes noch im Herbst in die sechsmonatige Felderprobung gehen.

Ziel des im Dezember 2016 gestarteten Forschungsvorhabens ist die Optimierung von Transporten auf der Wasserstraße. Die gilt ebenso wie die Bahn als umweltschonender als der Straßentransport, weshalb die Politik seit Jahren mehr oder weniger stark für eine Verkehrsverlagerung argumentiert. So fand das rund 3,17 Millionen Euro teure DSA-Projekt Eingang in die Förderinitiative mFUND des Bundeministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Der Förderzuschuss beträgt 2,15 Millionen Euro.

Vernetzung verschiedener Akteure

Ganz konkret soll der DSA den Binnenschiffern eine langfristige und verlässliche Planung ihrer Routen und Ankunftszeiten ermöglichen. Im Fokus steht zunächst die Wasserstandsprognose. „Eine verlässliche Pegelstandprognose ermöglicht eine bessere Ladungsplanung und erhöht damit direkt die Wirtschaftlichkeit meiner Fahrten“, wird die positive Erwartung von Binnenschiffer Ralf Kiepe an das Projekt zitiert.

Ferner soll ermittelt werden, welche Kooperationsmöglichkeiten die Plattform verschiedenen Akteuren der Branche bietet. Schnittstellen zu Häfen und Schleusen könnten beispielsweise Funktionen wie eine Liegeplatzverfügbarkeiten oder Reservierungen ermöglichen. Weitere digitale Dienste mit eigenen Geschäftsmodellen oder elektronische Frachtpapiere könnten folgen.

„Aktuell nutzen wir unter anderem ELWIS, Pegelonline, WSV- und Schleuseninformationen. Grundsätzlich sind wir offen für weitere Kooperationen“, erklärte BearingPoint-Gesellschafter Alexander Schmid auf Anfrage von Bonapart. Das gelte auch für den Bereich Ladung und Befrachtung. „Unser DSA zielt neben dem Schiffer auch auf Reedereien und Industrie ab, um sie beim Thema Befrachtung zu unterstützen.“

Das System soll browser-basiert an den Start gehen und sich in bestehende internetbasierte Systeme integrieren lassen. Hinsichtlich der Innovationsfreudigkeit der Branche zeigt sich Schmid zuversichtlich. „Die Schiffer sind sehr offen, obwohl das manchmal von der Generation abhängig ist. Industrie und Befrachter sind ebenfalls aufgeschlossen. Hier wie dort treibt das eigene Interesse, Kosten zu senken und Leistungen günstiger anbieten zu können.“

Nutzen erkennen und steigern

Ob sich die Plattform in der Binnenschifffahrt durchsetzen kann oder wieder in der Schublade verschwindet, hänge von verschiedenen Faktoren ab. „Es ist Aufgabe des Forschungsvorhabens, hier klare Ansätze für eine hohe Nachhaltigkeit zu identifizieren. Alle Schiffsführer sind eingeladen, sich eine eigene Meinung im Feldtest zu bilden“, umschifft Schmid die Frage nach dem erwarteten Umsatzvolumen. Da sein Unternehmen global tätig ist, liegt der Gedanke an eine länderspezifische Anpassung der IT-Plattform nahe.

Zunächst will sich die Projektgruppe jedoch auf den Feldtest fokussieren. „Die Nutzer müssen direkten Nutzen erfahren. Wenn die Schiffer ihre Kosten senken können, werden wir über den nächsten Schritt nachdenken“, so Schmid. Vor dem Start des Testlaufs können die Akteure des „nassen“ Verkehrsträgers eigene Anregungen einbringen: Bis Ende April läuft eine Online-Umfrage, deren Ergebnisse in die Entwicklung des DSA einfließen sollen.

Ähnliche Projekte in der Vergangenheit

Das Thema Wasserstandsdaten hatte bereits das niederländische Forschungsprojekt COVADEM um 2013 in Angriff genommen. Das bis heute laufende Projekt verfolgt einen crowd-basierten Ansatz. Liegestelleninformation und Liegestellenmanagement war bis 2015 einer der Forschungsgegenstände des Europäischen Forschungsprojekts CoRISMa. Das Pilotprojekt wurde damals auf der Mosel realisiert.

 

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