Am 16. Juli hat die norwegische Brødrene-Werft die „Vision of the Fjords“ ausgeliefert. Das Ausflugsschiff der Reederei The Fjords ist mit einem dieselelektrischen Hybridantrieb ausgerüstet, dessen Konfiguration und Größe auch für Fahrgastschiffe auf Binnengewässern interessant sein dürfte. Auf der SMM in Hamburg kürte die norwegische Fachzeitschrift Skipsrevyen den optisch auffälligen Leichtbau-Katamaran zum Schiff des Jahres.
Knapp 400 Passagiere können mit dem 40 Meter langen und 15 Meter breiten Neubau den Nærøyfjord erkunden. Schon der Entwurf weckt Gipfelstürmer-Gefühle: Beidseitig führen – wahrscheinlich rollstuhlgerechte – Serpentinen auf das Oberdeck. Somit stehen draußen zweifellos genug Aussichtsplätze in erster Reihe zur Verfügung. Mag sein, dass die Freiluftliebhaber vor den Fensterflächen die seitliche Sicht aus dem Innenraum verstellen.
Redundanter Betrieb
In jedem Fall aber können die Fahrgäste das Panorama zeitweise in ungewohnter Ruhe genießen: Das Hybridsystem ermöglicht mit seiner Batteriekapazität von 600 Kilowattstunden bis zu drei Stunden rein elektrischen Antrieb. Das entspricht etwa einem Drittel der täglichen Fahrzeit zur Hauptsaison: Im Liniendienst verkehrt das Schiff morgens, mittags und abends von Gudvangen nach Flam und zurück. Dazwischen bleibt wenig Zeit für Landanschluss – also wird der in Norwegen hauptsächlich per Wasserkraft erzeugte Strom nachts gebunkert.
Sobald die beiden MAN-Diesel laufen, können die Batterien auch unterwegs gespeist werden, berichtet der Motorenhersteller. Die Elektromotoren funktionieren dann als Generatoren mit je 200 Kilowatt Leistung. Im Antriebsmodus bringen es die wassergekühlten Permanentmagnetmotoren auf jeweils 150 Kilowatt Leistung und acht Knoten Fahrt. Für die Höchstgeschwindigkeit von 19,5 Knoten werden die allerdings ungefilterten Schnellläufer-Diesel über elektromagnetische Kupplungen hinzu geschaltet. Die Verbrenner leisten je 749 Kilowatt bei 2.100 Umdrehungen pro Minute. Am Ende der Antriebskette stehen Getriebe und verstellbare Propeller an festen Wellen.
Rundes Konzept
Insgesamt soll „Vision of the Fjords“ rund 55 Prozent weniger Stickoxide und 40 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen. Der Treibstoffverbrauch dürfte sich um den gleichen Wert reduzieren. Als Referenz gibt Werftchef Tor Oyvin gegenüber dem Engineering and Technology Magazine die zuletzt gebaute, konventionell betriebene und rund 40 Prozent schwerere Aluminium-Schnellfähre ähnlicher Größe an.
Laut Werftangaben werden in Norwegen seit 2003 mehr als die Hälfte der Fährenneubauten in Kohlefaser-Verbundbauweise hergestellt. Allein der Leichtbau reduziere den Kraftstoffverbrauch um durchschnittlich 20 Prozent. Das hybride, elektronisch gesteuerte Antriebssystem mit induktiver Drehmomentmessung tut sein Übriges.
Luftreinhaltung und Image
„Wir können den bisher eingeschlagenen Weg nicht fortsetzen“, sagte Reedereigeschäftsführer Rolf Sandvik dem E&T-Magazine über die Gründe für den Bau des Schiffes. „Insbesondere können wir nicht diese Landschaft als die sauberste dieser Erde vermarkten und sie gleichzeitig mit Dieselabgasen verschmutzen.“ In Norwegen, wo diskutiert wird, ob ab 2025 nur noch Elektroautos zugelassen werden sollen, denkt man auch auf dem Wasser an Luftreinhaltung und Image. Der letzte Ship of the year Award des norwegischen Magazins ging 2014 an die rein elektrisch betriebene Fähre ZeroCat, die seit 2015 über einen Fjord verkehrt.
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