Elektroantrieb: Vom Capabus zur Capaferry

Elektroantrieb: Vom Capabus zur Capaferry

Ohne hinreichend wirtschaftliche wie ausdauernde Energiespeicher ist der E-Antrieb weder im Überlandverkehr noch in der Binnenschifffahrt sinnvoll. Nischen gibt es jedoch zu Land wie zu Wasser: Was Kondensatoren im Stadtbusverkehr schaffen, könnte auch an Bord von Fähren funktionieren.

Der Elektroantrieb hat viele Vorteile. Er ist leise, wartungsarm, lokal schadstofffrei und erzielt einen hohen Wirkungsgrad. Das sieht auch die Kreisverkehrsgesellschaft Pinneberg so. Über 200 Kilometer weit soll ihr am 14. Mai in Betrieb genommene Elektrobus eines chinesischen Herstellers fahren können.

Zwölf Akkucontainer mit Lithium-Eisenphosphat-Zellen speichern die Energie, die der 130 Kilowatt starke Wechselstrommotor für diese Strecke benötigt. Mit 300 Ampere Ladestrom lassen sich die Batterien innerhalb von 1,5 Stunden zu 80 Prozent aufladen. Ladezeiten, die das System nicht unbedingt für Auto- oder Personenfähren qualifizieren.

Kondensator statt Akkus

Einen anderen Weg beschreiten zwei Verkehrsbetriebe in China: Seit 2006 verkehren in Shanghai so genannte Capacitor-Busse (Capabus) auf zwei Routen im Linienverkehr. Deren in Doppelschichtkondensatoren gespeicherte Energie reicht für etwa fünf Kilometer, die im April 2012 in Hong Kong in Betrieb genommenen Modelle schaffen bis zu zehn Kilometer.

Binnen 30 Sekunden Aufladezeit soll wieder ein Kilometer gefahren werden können. Dazu verfügen die Busse über einen Stromabnehmer auf dem Dach, der an jeder Haltestelle sein Gegenstück findet. Ein Video (englisch, schlechte Tonqualität) zeigt die Funktionsweise des Systems.

Die Umweltvorteile liegen auf der Hand: In der Herstellung benötigen Kondensatoren deutlich weniger Ressourcen als Batterien auf chemischer Basis. Auch verschleißen sie deutlich langsamer, lassen sich aber ebenso mit Ökostrom betreiben.

Elektroantrieb: Vom Capabus zur Capaferry

Von der Straße auf das Wasser

Kondensatoren haben zwar eine niedrigere Energiedichte als Akkus, Beschränkungen für Lade- und Entladeströme gibt es aber kaum. Der höheren Selbstentladung steht das Fehlen eines Memory-Effektes sowie ein Wirkungsgrad von nahezu 100 Prozent gegenüber. Spezielle Fahrtregler vorausgesetzt, könnten Kondensatoren als Speichermedien in künftige dieselelektrische Antriebssysteme für Fähren einbezogen werden.

Ob landseitig an beiden Rampen oder Anlegestellen ein „Ladearm“ für den Stromabnehmer der Fähre erforderlich ist, bleibt eine Frage von Gewässer, Auslegung des Antriebssystems, Redundanz und Kosten.

Trotz zusätzlicher Infrastruktur und höherer Anschaffungskosten gehen etwa Geschäftsführer und Berater aus dem Kreis des Herstellers Sinautec davon aus, dass der Kondensator-Bus über die gesamte Lebensdauer nicht teurer sei als ein vergleichbares Dieselfahrzeug. Da neben der Lebensdauer auch andere Variablen im Fährverkehr unterschiedlich ausfallen dürften, wäre die Kostenkalkulation einer Capaferry sicherlich interessant.

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