Binnenschiffer zeigen gespaltenes Interesse an Telematik-Diensten

Binnenschiffer zeigen gespaltenes Interesse an Telematik-Diensten

AIS, ECDIS, UMTS: Auf dem Weg zum papierlosen Fahren und zu einer nahtlosen EDV-Integration in komplexe Logistikketten scheint bei manchen Schiffsführern noch einige Überzeugungsarbeit nötig. Diesen Schluss zieht der Verein für europäische Binnenschiffahrt und Wasserstraßen (VBW) aus einer nicht repräsentativen Umfrage, deren Ergebnisse in dem Vereinsjournal vom 20. Juli erstmals veröffentlicht wurden.

Die öffentlichen Förderprogramme für AIS-Transponder sind laut VBW gut angekommen: Rund 80 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzten AIS, 45 Prozent machten von elektronischen Meldeverfahren wie BICS und ERINET Gebrauch.

Trotz dieser überdurchschnittlich hohen Quoten – in anderen Umfragen waren es jeweils maximal 20 Prozent – banden lediglich 50 Prozent der Umfrageteilnehmer AIS-Daten in ihre ECDIS-Anzeigen ein. Ein navigatorischer Mehrwert, den die VBW-Arbeitsgruppe Telematik künftig stärker bewerben will. Auch die Koppelung von ECDIS und Radar nutzten nur 31 Prozent.

Die Schiffer sehen besonders bei der Verfügbarkeit von elektronischen Hafenkarten Nachholbedarf. Einige wünschten sich darüber hinaus einen deutlichen Ausbau des AIS-Systems mit Durchfahrtshöhen, Schleusenwartezeiten und Wasserstandsinformationen auf der ECDIS-Karte. Doch dabei handelt es sich um eine Minderheit.

Wenig Interesse an Mehrwertdiensten

Während rund 35 Prozent eine elektronische Schleusenreservierung für wichtig erachten, zeigte sich der VBW überrascht, dass die Befragten den meisten Mehrwertdiensten gegenüber wenig aufgeschlossen schienen. So hielt sich das Interesse an Wetterberichten mit zwölf Prozent, Routenplanern mit 27 Prozent, Liegeplatzreservierungen mit 26 Prozent, elektronischen Frachtenbörsen mit 24 Prozent, papierloser Abfertigung mit 13 Prozent oder Verkehrsinformationen mit gerade einmal 4 Prozent in Grenzen.

Internet ist Standard – mehr Geschwindigkeit gewünscht

Dennoch scheinen die Binnenschiffer ihren Ruf als Computermuffel über Bord geworfen zu haben. Nur 22 von 476 Teilnehmern gaben an, keinen Computer an Bord mitzuführen, der Durchschnitt lag unabhängig vom Alter der Schiffsführer bei mehr als zwei Geräten. Über 90 Prozent nutzen das Internet zumeist via Mobilfunkverbindung. Lediglich zwölf Teilnehmer griffen ausschließlich auf lokale WiFi-Verbindungen zurück. Der satellitengestützte Netzzugriff bleibt ohne nennenswerte Bedeutung.

Weil die Datenverbindung streckenweise sehr langsam ist, wünschen sich die meisten Schiffer einen Ausbau der UMTS-Infrastruktur. Doch auch die Schaffung neuer WiFi-Hotspots an Schleusen und Liegeplätzen ist von Interesse. Im Ausland schränken hohe Roaming-Gebühren die Freude an der Netznutzung ein.

Rücklaufquote zufriedenstellend

Insgesamt 9.000 Fragebögen hatte der VBW gemeinsam mit dem Bureau Telematica Binnenvaart und den Genossenschaften DTG und MSG verschickt. Der Auswertungszeitraum erstreckte sich von März bis August 2011. Von den 476 Antworten kamen 392 aus den Niederlanden, 52 aus Deutschland und 30 aus Belgien. Schweizer und Luxemburger beteiligten sich nicht in nennenswertem Umfang.

Dennoch zeigte sich VBW-Geschäftsführer Marcel Lohbeck mit der Rücklaufquote von fünf Prozent zufrieden: „Umfragen in der Sozial- oder Marktforschung erreichen in der Regel ähnliche Werte. Natürlich wäre eine höhere Rücklaufquote wünschenswert gewesen.“

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