Umfrage: Wasserstraßen-Infrastruktur (un-)verzichtbar

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Die Neckarschleusen-Verlängerung würden die Bonapart-Leser noch am ehesten kippen, müssten sie an Ramsauers Stelle den Rotstift an der Wasserstraßenkarte ansetzen. Das hat die bis zum 23. September laufende Umfrage ergeben. Die aktuelle Umfrage wird die Gewichtung mit der Gegenfrage überprüfen.

Ob der Schweiß manchem Leser im Gesicht gestanden hat? Vor 14 Tagen baten wir unsere Leser, einmal geistig auf dem Stuhl des Bundesverkehrsministers Platz zu nehmen. Auf dem Schreibtisch läge die ausgebreitete Wasserstraßenkarte, Finanzminister Schäuble und Angela Merkel drängten zum Ansetzen des berüchtigten Rotstifts.

Angesichts dieser Situation entschieden 41 Prozent der Umfrageteilnehmer, am ehesten die Neckarschleusen-Verlängerung abzusetzen. 31 Prozent würden dagegen lieber auf den Bau des Saale-Kanals verzichten, neun Prozent auf den neuen Trog am Schiffshebewerk Scharnebeck. Ein neues Hebewerk in Niederfinow hielten sieben Prozent für verzichtbar. Die zweiten Moselschleusenkammern sowie der Donauausbau schien den Bonapart-Lesern am wichtigsten – lediglich je drei Prozent sahen Möglichkeiten zur Mittelkürzung.

Neue Umfrage: Infrastruktur-Priorität

Geschafft. Der Rotstift verschwindet – hoffentlich auf längere Sicht – in der Schublade, Schäuble klopft Ihnen auf die Schulter und die Bundeskanzlerin bewegt ihre Mundwinkel ein Stück weit nach oben. Angenommen, Sie dürften nun angesichts der geleisteten mentalen Überwindung auch einen grünen Kreis um ein besonders förderungswürdiges Bauvorhaben ziehen. Welches das wäre, wollen wir von Ihnen in der aktuellen Umfrage wissen.

Kommentar von Christian Grohmann
Zugegeben: Die Frage der letzten Umfrage war gemein. Denn welcher Branchenteilnehmer aus der Binnenschifffahrt gräbt sich schon gerne an seiner eigenen Geschäftsgrundlage an irgendeiner Stelle das Wasser ab – und sei sie noch so unbedeutend? Umso bemerkenswerter ist die Wahl der Neckarschleusen-Verlängerung als am ehesten verzichtbares Infrastrukturprojekt, das von der Industrie und inzwischen auch von Landespolitikern jeglicher Couleur unterstützt wird.

Bereits mit den heute transportierten Gütern von jährlich rund sieben Millionen Tonnen fiele der Neckar streckenweise in die zweithöchste der geplanten Wasserstraßen-Kategorien. Eine Leistung, die allein Schiffe bis 105 Meter Länge bewältigen. Bis Stuttgart ist der Neckar durchgängig mit Doppelschleusen für diese Schiffsgröße ausgerüstet. Aus Sicht der Schiffer wahrscheinlich eine hinreichend ausgebaute und zuverlässige Wasserstraße, auf der sich gerade mit den mittelgroßen Schiffen noch auskömmlich wirtschaften lässt.

Die Schiffbarmachung des Neckars für 135-Meter-Einheiten würde den bis heute auf dem Neckar etablierten Marktteilnehmern das Leben deutlich schwerer machen. Verständlich, dass viele lieber an anderer Stelle in das Wasserstraßennetz investieren würden, als 575 Millionen Euro Bundesmittel in den Neckarausbau zu stecken. Mit einer bloßen Modernisierung der Schleusen wäre es vielleicht auch getan.

 

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